Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen pädagogischer Berufsgruppen
Andreas Martin und Dr. Bettina Thöne-Geyer
Andreas Martin und Dr. Bettina Thöne-Geyer
Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen pädagogischer Berufsgruppen.
Aneignung und Reproduktion professioneller Kompetenzen und deren Anwendung in der täglichen Praxis sind in den einzelnen Bereichen des Bildungssystems in sehr unterschiedliche Kontexte eingebettet. Diese institutionellen und organisatorischen Kontexte strukturieren insbesondere die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen und definieren so den Möglichkeitsraum und die Anreizstrukturen individueller und kollektiver Professionalisierung. Im Vordergrund stehen dabei die Dimensionen der Beschäftigungsqualität und Beschäftigungssicherheit segmentierter Arbeitsmärkte. Insbesondere in Forschung und Praxis der Weiterbildung sowie in der frühkindlichen Bildung werden die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen häufig mit den entsprechenden Bedingungen im Primar- und Sekundarbereich sowie der tertiären Bildung verglichen und vor diesem Hintergrund als atypisch und prekär diskutiert (Dobischat, Fischell & Rosendahl, 2011; Dobischat & Elias, 2016; Martin & Schrader, 2021). Dies betrifft insbesondere die Dominanz spezifischer Erwerbsformen, die Häufigkeit von Befristungen, die individuell verfügbaren Arbeitszeitvolumen, die soziale Absicherung sowie Qualifizierungs- und Einkommenschancen (Alfänger, Cywinski, Elias & Dobischat, 2017; Krause, 2018). Zugleich sind Aspekte kollektiver Professionalität wie das berufliche Selbstverständnis, berufsverbandliche Organisation, Akademisierung und Verwissenschaftlichung nicht unabhängig von den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen zu denken.
Mit diesem Heft der Zeitschrift Der pädagogische Blick sollen die Auswirkungen der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in den unterschiedlichen Bildungsbereichen auf die Chancen kollektiver und individueller Professionalität in den Blick genommen werden.
Kolleg:innen sind eingeladen, Beiträge zu diesem Themenfeld einzureichen. Exemplarische Fragestellung zu den verschiedenen Aspekten könnten sich bspw. darauf richten:
- Welchen Einfluss haben die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen auf die Rekrutierung qualifizierten pädagogischen Personals in den (zunehmend in Konkurrenz zueinanderstehenden) Bildungsbereichen?
- Wie wirken sich prekäre Beschäftigung auf die motivationalen Aspekte professioneller Kompetenzen aus?
- Welche Anreize setzen Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen für die individuelle Fortbildung oder den Erwerb von pädagogischen Zusatzqualifikationen?
- Welchen Einfluss haben Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen auf das berufliche Selbstverständnis und / oder die tatsächliche oder wahrgenommene Handlungsautonomie?
- Wie beeinflussen Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen des pädagogischen Personals die Qualität von Bildungsangeboten?
Die Beiträge können diese oder ähnliche Fragestellungen für einzelne Bildungsbereiche und Berufsgruppen thematisieren oder aber vergleichend angelegt sein. Die Beiträge können theoretisch-konzeptionell oder empirisch konzipiert sein.
Sexuelle Bildung - Ein praxisbezogener Blick
Prof. Dr. Thorsten Bührmann, Deiderio Triolo & Hannah Wagner
Prof. Dr. Thorsten Bührmann, Deiderio Triolo & Hannah Wagner
Sexuelle Bildung. Ein praxisbezogener Blick.
Mit diesem Heft soll der pädagogische Blick auf ein recht junges und sehr spezifisches Arbeitsfeld gelenkt werden. Für dieses Arbeitsfeld lassen sich in der Diskussion unterschiedliche Begriffe finden, mit denen jeweils unterschiedliche Fokussierungen verbunden sind: So legen Begriffe wie Sexualerziehung und Sexualaufklärung historisch betrachtet eher einen Fokus auf richtungsweisende Faktenvermittlung. Sexuelle Bildung und Sexualpädagogik fokussieren demgegenüber den Aspekt des lebenslangen Lernens und die Begleitung von individuellen, sexuellen Biografien in vielschichtigen Lebenswelten. Sexualwissenschaftliche Diskussionen fundieren die Ansicht, dass der Mensch bereits pränatal ein sexuelles Wesen ist und bilden damit die Grundlage, dass Sexuelle Bildung Menschen aller Altersstufen adressieren kann. Jede Lebensphase bringt eigene Themen und Bedürfnisse mit sich und benötigt spezifische Betrachtungen und Ausarbeitungen. Sexualität als ein wesentliches Querschnittsthema von Persönlichkeit bedingt eine Vielzahl von Themen, die als Inhalte in der sexuellen Bildungsarbeit bedeutsam sind, somit werden Kenntnisse zu den Relationen zwischen Sexualität und Gesellschaft essenziell.
Der vorliegende Call widmet sich genau dieser Bandbreite und ruft Menschen aus den verschiedenen Gebieten der Sexuellen Bildung dazu auf, Inhalte für das Praxisheft einzureichen. Es können sowohl empirische Forschungserkenntnisse als auch theoretische Überlegungen eingereicht werden, wobei immer ein Bezug zum praktischen Arbeitsalltag erkennbar sein muss. Insbesondere sind auch Werkstatt- und Praxisberichte von Interesse. Darüber hinaus sind Beiträge, die intersektionale und rassismuskritische Perspektiven zu sexualitätsbezogenen Themen einbringen, sehr willkommen.
Die Besonderheit dieses Heftes ist, dass es von Fachkräften aus der Praxis in Zusammenarbeit mit der Redaktion herausgegeben wird. Für die Praxis betreut das Fachteam der Sexuellen Bildung der pro familia Frankfurt die Erstellung des Heftes und ruft durch diesen Call unsere Kolleg:innen aus der sexualpädagogischen, sexualberaterischen und sexualbildnerischen Praxis sowie Sexualwissenschaftler:innen dazu auf, ihre Perspektiven und Erfahrungen einzubringen. Für die Redaktion betreut Prof. Dr. Thorsten Bührmann die Erstellung des Heftes und ruft durch diesen Call alle Kolleg:innen auf, die im wissenschaftlichen Kontext praxisbezogene Forschung und Konzeptentwicklung für dieses Arbeitsfeld vornehmen.
Multiprofessionelle Zusammenarbeit als professionelle Herausforderung
Dr. Johannes Bonnes, Prof. Dr. Melanie Kubandt und Prof. Dr. Julia Schütz
Prof. Dr. Julia Höke, Prof. Dr. Melanie Kubandt und Dr. Johannes Wahl
Multiprofessionelle Zusammenarbeit als professionelle Herausforderung
In den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten zeigt sich eine Weiterentwicklung pädagogischer Handlungsfelder von eher monoprofessionellen zu multiprofessionellen Arbeitszusammenhängen. Vor diesem Hintergrund werden mit dem Begriff Multiprofessionalität vielfältige Vorstellungen von intra- und interdisziplinär geprägten Tätigkeitsbereichen und Arbeitsformen umschrieben und das professionell gerahmte Zusammenwirken unterschiedlicher Berufsgruppen begrifflich vereint. Meist wird besonders dann in pädagogischen Handlungsfeldern von Multiprofessionalität gesprochen, wenn Personen mit unter-schiedlichen beruflichen Abschlüssen fachlich zusammenarbeiten. Des Weiteren wird zwischen multiprofessionellen Teams in einzelnen Institutionen und multiprofessioneller Zusammenarbeit auf institutionenübergreifender Ebene unterschieden, was zum Beispiel auch die Zusammenarbeit in Kooperationen bzw. Netzwerken mitberücksichtigt.
Der vorliegende Call widmet sich diesem erweiterten Verständnis von Multiprofessionalität im Sinne multiprofessioneller Zusammenarbeit. Im Interessensfokus dieses Themenheftes stehen hierbei sowohl steigende Anforderungen an die unterschiedlichen Berufsgruppen in diversen pädagogischen Handlungsfeldern als auch die spezifischen Potenziale und Grenzen multiprofessioneller Arbeitszusammenhänge. Es besteht Bedarf, herauszuarbeiten, welche Herausforderungen sowohl berufspraktisch als auch disziplinär im Hinblick auf multiprofessionelle Zusammenarbeit im Kontext unterschiedlicher pädagogischer Berufsfelder auftreten und was sich daraus u.a. für das eigene professionelle Selbstverständnis und die Weiterentwicklung ganzer Tätigkeitsbereiche, Handlungsfelder und Disziplinen schlussfolgern lässt. Im Kontext zunehmender multiprofessioneller Zusammenarbeit bedarf es zudem geeigneter Rahmenbedingungen in pädagogischen Praxisfeldern, die auf die gestiegenen Anforderungen und Veränderungsprozesse reagieren und gegebenenfalls bereits auf Ausbildungsebene auf veränderte Anforderungsprofile und gewandelte Arbeitszusammenhänge Bezug nehmen. Dementsprechend werden in diesem Kontext sowohl Fragen von Professionalisierung und Professionalität als auch von Phänomenen des organisationalen Lernens relevant.
Vor diesem Hintergrund wird im vorliegenden Call for Paper dazu aufgerufen, sowohl praxisorientierte als auch wissenschaftliche Perspektiveinnahmen auf multiprofessionelle Zusammenarbeit im Kontext unterschiedlicher pädagogischer Handlungsfelder und Institutionen einzureichen. Von Interesse sind neben theoretischen Überlegungen und empirischen Forschungserkenntnissen insbesondere auch Werkstatt- und Praxisberichte.
Bildung für Ältere und Bildung für das Altern
Dr. Bettina Thöne-Geyer, Prof. Dr. Monika Kil und Prof. Dr. Filiz Keser Aschenberger
Dr. Bettina Thöne-Geyer, Prof. Dr. Monika Kil und Prof. Dr. Filiz Keser Aschenberger
Die Bevölkerungsgruppe der Älteren wird im Zuge des demographischen Wandels überproportional wachsen. Zudem wird sich die Lebensphase ‚Alter‘ mit dem Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung weiter ausweiten. Diese Entwicklung ist für den:die Einzelne:n mit einer Reihe von neuen, individuell gestaltbaren Freiräumen verbunden, angesichts von Individualisierung und Singularisierung allerdings auch mit einer Reihe von zu bewältigenden Herausforderungen. Gleichzeitig wird das Alter im hiesigen Kulturkreis immer noch zu häufig als „Phase des Verlusts“ (Kruse 2017, S. 25) angesehen sowohl von geistigen und körperlichen Fähigkeiten als auch von Sozialbeziehungen (vgl. Schmidt-Hertha/Tippelt 2019), mit durchaus problematischen Folgen für das Individuum und für die Gesellschaft. Der Erwachsenenbildung – und hier eingeschlossen der Geragogik und der Sozialpädagogik – werden in diesem Zusammenhang eine Reihe von (neuen) Aufgaben zugewiesen. Dazu zählen u.a. der Aufbau von Kompetenzen im Umgang mit technischen Innovationen und digitalen Medien, die Unterstützung bei der Bewältigung von im Alter gehäuft auftretenden kritischen Lebensereignissen und die Bearbeitung von lebensphasenspezifischen Themen, gesundheitliche Prävention, die Förderung des intergenerationellen Lernens etc. Vor diesem Hintergrund lässt sich begründet annehmen, dass Bildungsangebote für Ältere und für das Altern – die jetzt eher als randständiges Phänomen von Erwachsenenbildung gelten – in Zukunft anwachsen und für den:die Einzelnen als auch für die Gesellschaft an Bedeutung gewinnen werden. Dabei werden Bildungsangebote für Ältere und für das Altern außer von staatlichen und kirchlichen Einrichtungen der Erwachsenenbildung auch von Seniorenorganisationen als auch von Kultureinrichtungen wie z.B. Museen und Bibliotheken und zunehmend auch von Pflegeeinrichtungen und -diensten angeboten.
Beiträge in diesem Heft sind dazu angedacht sowohl die inter- und transdisziplinäre Breite dieses Bildungsbereichs abzubilden als auch – über Befunde (internationaler) empirischer Untersuchungen – den Impact von Bildungsteilnahmen Älterer auf Gesundheit, mentales Wohlbefinden, gesellschaftliche Teilhabe und zivilgesellschaftliches Engagement in den pädagogischen Blick nehmen. Ebenso wollen wir Raum geben für theoretisch angelegte bildungswissenschaftliche und -philosophische Überlegungen sowie für die Frage, wie die Teilhabe Älterer an Bildungsangeboten erhöht werden kann z.B. durch ausgewählte Ansprachestrategien.
Eingereicht werden können sowohl Studien (z.B. BA, MA), Forschungsarbeiten und theoretische Arbeiten als Beiträge im Doppel-Blind-Verfahren als auch Praxisbeispiele, Fortbildungen und/oder Bildungsangebote zur Vermittlung von Kompetenzen für die Rubriken im Pädagogischen Blick.
Literatur
Kruse, Andreas (2017): Zur Notwendigkeit eines neuen gesellschaftlichen Entwurfs des Alters. In: DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung, 4, 25-29.
Schmidt-Hertha, Bernhard & Tippelt, Rudolf (2019): Bildung im höheren und hohen Erwachsenenalter. In: Olaf Köller, Marcus Hasselhorn, Friedrich Hesse, Kai Maaz, Josef Schrader, Heike Solga, Katharina Spieß & Karin Zimmer (Hrsg.), Das Bildungswesen in Deutschland. Bestand und Potenziale (S. 809-834). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Jahresregister 2022
Hier erhalten Sie das Jahresregister der vier Heftausgaben aus dem Jahr 2022 als PDF.
Archiv
Die Themenschwerpunkte der Zeitschrift in den Jahren 2020 bis 2013 sind über die Call for Paper einsehbar. Die dazugehörenden Jahresregister bieten einen Überblick über die inhaltliche Umsetzung der Einreichungsaufrufe.
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